Im Jahr 2013 konnte Extempo den alten, akustisch zwar guten, aber bezüglich Personen- und Warenlogistik sowie Heizung eher ungeeigneten Uebungsraum verlassen und den brandneuen Panyard an der Schaffhauserstrasse beziehen. Hier mangelt es an nichts: Hervorragende Akustik, viel Platz, angenehmes Klima, einfacher Zugang für Material und Leute und ein langjährig gesicherter Mietvertrag. Da macht das Ueben gerade doppelt Spass!
Wegbeschreibung, siehe Seite Kontakt.
Die Geschichte
Urs, unser langjähriger Bassist hat vor einiger Zeit beschlossen, für Extempo einen neuen Uebungsraum zu bauen. Und damit die Sache nicht zu einfach wird, kann man darüber ja auch noch ein Mehrfamilienhaus stellen.
Wer Urs kennt, weiss, dass er keine halben Sachen macht. Aus diesem Grund hat Urs kurzerhand eine Weiterbildung in Bauphysik mit anschliessender Spezialisierung in Akustik absolviert. Thema der Abschlussarbeit war (wen wundert’s) der neue Uebungsraum. Das Werk umfasst mehr als 100 Seiten!
Hier ein Auszug aus der Arbeit (Anforderungen):
Schutz gegen Luftschall nach SIA 181◦Mindestanforderungen, jedoch spezielle Nutzung
- Anhang A ist zu beachten (LCeq-LAeq > 5 dB)
- Schutz gegen Luftschall 73 dB
- Bauherr fordert die erhöhten Anforderungen (+3) : 76 dB (Di50,tot)
- Schutz gegen Trittschall nach SIA 181◦Mindestanforderungen, jedoch spezielle Nutzung
- Anhang A ist zu beachten (LCeq-LAeq > 5 dB)
- Es kann getanzt werden: 30 dB
- Bauherr fordert die erhöhten Anforderungen (-3) : 27 dB
Alles klar?
Der Bau
Die besondere Herausforderung bestand in der hohen akustischen Belastung (vor allem mit tiefen Tönen) eines 100m2 grossen Uebungsraums direkt unter Schlaf- und Wohnräumen. Dabei waren insbesondere auch die sehr hohen Anforderungen des Gesetzgebers zu beachten. Gewählt wurde aus diesem Grund eine Raum-im-Raum-Konstruktion, also zwei komplette Räume ineinander mit Abstand. Auch Türen und Fenster sind für beide Hüllen separat. Aus logistischen Gründen konnte der zweite Raum erst nach Fertigstellung des Rohbaus des ganzen Gebäudes erstellt werden. Da in einem Wohnquartier natürlich nicht bei offenen Fenster musiziert werden kann, war eine Lüftungsanlage notwendig. Und da durch diese Lüftung keine Uebertragung in die Wohnungen erfolgen durfte, musste dafür eine separate, zweite Anlage erstellt werden. Die thermische Dämmung entspricht den aktuellen Energievorschriften für Wohnräume. Weil wir nach den Gigs oft mitten in der Nacht unsere Instrumente in den Uebungsraum zurücktransportieren, musste ein separater Hauszugang konzipiert werden, damit die Mieter nicht durch den Lärm und unser Geschnatter geweckt werden. Ein Quantensprung im Schallschutz wurde durch den Einbau von Bodenfedern erreicht, auf welchen der Raum steht. Diese verhindern, dass die Erschütterungen auf das Gebäude übertragen werden.
Die Akustik
Hauptaugenmerk wurde auf den Schallschutz (Bauakustik) zu den darüber liegenden Wohnungen gelegt. Es war eine sehr pingelige Ausführung/Kontrolle aller Arbeiten nötig, ansonsten hätten die angestrebten Werte nicht erreicht werden können. Nach Fertigstellung der Schallschutzmassnahmen wurde die Akustik durch zusätzlichen Einbau der raumakustischen Massnahmen optimiert: Decke flächig und Wandstreifen mit 80mm Steinwolle, Teppich flächig (Mittel- und Hochtonbereiche). Für Tieftonbereich 2 Bassabsorber (Wandschränke). Danke! Wir von Extempo sind begeistert vom Resultat und danken Urs für den riesengrossen Einsatz! Dank geht aber auch an Andrea – sie hat Urs in allen Phasen unterstützt und wieder aufgerichtet, wenn es einmal geharzt hat. Spezieller Dank geht an die Firma mühlebach partner ag in Wiesendangen. Ohne die tolle Hilfe mit dem grossen Wissen, den Messreihen zu allen Tages- und Nachtzeiten und der kompletten Ausrüstung wäre das Resultat nicht in dieser verblüffenden Qualität möglich geworden. Herzlichen Dank an Andy Mühlebach, Volker Braig und Jürg Schiltknecht.
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.